Dienstag, 25. Mai 2010

Kriegshelden, die EU und High Heels- das Kosovo heute




Kosovo? Da war doch was. Ach ja: Dort führte die NATO im Jahr 1999 zum ersten Mal Krieg.


Gegen Serbien, das gegen die Provokationen der albanischen Unabhängigkeitsorganisation UCK mit unverhältnismäßigen Vergeltungsschlägen gegen die kosovo-albanische Zivilbevölkerung vorging. Man hat vielleicht noch die langen Flüchtlingstrails bestehend aus langberockten, kopftuchtragenden Frauen im Kopf, die vor den Schärgen der Milosevic Regierung aus ihrer Heimat flohen. Auch daran, dass dieser erste Kriegseinsatz der Bundeswehr beinahe die rot-grüne Koalition unter Kanzler Schröder gesprengt hätte, erinnert man sich vielleicht noch dunkel.


Danach wurde es aber ruhig um die Unruheprovinz im Herzen des Balkans. Wer weiß schon, dass im Süden des Kosovo immer noch 3000 deutsche Soldaten patroullieren und durch ihre Präsenz erneute Übergriffe der ehemaligen Kriegsparteien verhindern sollen?

Dabei lohnt es sich, das seit 2008 unabhängige Land näher zu betrachten. Auch darum, weil vor dem Hintergrund der Erfahrungen in Afghanistan folgende Frage höchst aktuell erscheint: Ist es möglich, durch internationale Missionen nachhaltigen Frieden in einem Kriegsgebiet zu schaffen? Konnte also durch die ungeheuren finanziellen Mittel der EU und die gewaltige Menge an internationalen Einsatzkräften eine funktionsfähige Demokratie im Kosovo etabliert und die Kriegsparteien miteinander versöhnt werden?

Auch um diese Fragen zu beantworten, bin ich nun im Kosovo- als Mitarbeiterin der Friedrich-Ebert Stiftung in Prishtina. Aber auch meine Abschlussarbeit an der Uni Regensburg drehte sich schon um diese höchst aktuellen Fragen. Um sie zu beantworten, wollte ich aber nicht nur in studentischer Manier Bücher wälzen. Ich wollte mir auch die Meinung der betroffenen Kosovaren selber anhören und ging deshalb letzten Sommer schon ins Kosovo. Meine Interviews in der ehemaligen serbischen Provinz und meine Erfahrungen dort verarbeitete ich dann zu einem Dokumentarfilm. Dieser trägt den Titel: „Kriegshelden, die EU und HighHeels- was ich fand auf der Suche nach dem Frieden im Kosovo“.

Warum dieser Titel - Kriegshelden, die EU und HighHeels - Begriffe, die unzusammenhängend ja sogar unvereinbar erscheinen?

Es sind die krassen Gegensätze, die ich hier im Kosovo erlebe, die mich zu diesem Titel inspirierten: Zum einen die Omnipräsenz der Kriegshelden: An fast jeder Straßenecke des mehrheitlich von Albanern bewohnten Kosovo stehen Statuen von getöteten Kämpfern der UCK. Immer in martialischer Postur und plastikblumenbekränzt, werden sie hier als Freiheitskämpfer verehrt.

Auf der anderen Seite sehen sich die Kosovaren aber als jüngste europäische Nation und die EU als ihre politische Zukunft.

Warum aber die HighHeels mögen sich nun manche Leser fragen. Trotz geschätzten 50 Prozent Arbeitslosigkeit und der prekären wirtschaftlichen Situation des Landes, habe ich im Alltag selten soviel Glamour erlebt: Prishtinas Straßen sind voll von schlanken jungen Frauen, bekleidet mit adretten Kostümen oder sexy Miniröcken. Das unvermeidliche Accessoire dazu: HighHeels. Ein hervorstechender Gegensatz zum schlichten, unaufgeregten Kleidungsstil in Deutschland.

Hier in diesem Land der Gegensätze werde ich mich nun bis Ende August aufhalten. Ich werde als Mitarbeiterin der Friedrich-Ebert Stiftung in Prishtina mithelfen, Veranstaltungen zu Themen wie Medienfreiheit oder Gleichberechtigung der Geschlechter zu organisieren. Daneben werde ich meine Erfahrungen jede zweite Woche für den Dingolfinger Anzeiger aufschreiben. Damit das Kosovo wieder ein Thema in deutschen Wohnzimmern wird- wenn auch vorerst nur in Dingolfing.

1 Kommentar:

  1. ich bin Kosovoalbanerin und mache ein Projekt über die Geschcihte des Kosovos... wäre es möglich namen der freiheitskämpfer raus zu geben?

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